Vom Fachkönner zum Vorbild
Warum reine Leistungsführung ausgedient hat!

In der dynamischen Arbeitswelt von heute stehen Führungskräfte vor der Herausforderung, ihre Teams nicht nur zu Ergebnissen zu führen, sondern auch ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen aufblühen können. Dabei kollidieren oft zwei grundlegende Ansätze: das "Führen durch Leistung" und die "Führung durch Leadership Excellence".
Doch wo liegen die entscheidenden Unterschiede, und warum ist der zweite Ansatz für mich der Wegweiser für eine erfolgreiche Zukunft?
Die Illusion des "Führen durch Leistung": Wenn Expertise allein nicht reicht
„Du bist ein Experte in deinem Bereich, also kannst du auch führen!“ Diesen Satz habe ich selbst mehrmals gehört, als ich aufgrund meiner hervorragenden Fachkenntnisse in Führungspositionen befördert wurde, beispielsweise in der Systemgastronomie. Ich war davon überzeugt, dass ich Teams und Menschen führen konnte. Doch dem war natürlich nicht so, und das ist ein weitverbreiteter Irrtum, der teuer und nicht nachhaltig ist.
Was meine ich damit? Das Führen durch Leistung fokussiert sich primär auf messbare Ergebnisse, individuelle Top-Performance und die Erreichung vorgegebener Ziele. Leistung wird dabei oft durch quantitative Faktoren wie Umsatzzahlen, Zielerreichungsquoten oder Produktivität gemessen. Auch qualitative Faktoren wie Teamarbeit oder Problem-Lösungs-Kompetenzen können eine Rolle spielen, doch der Fokus liegt auf dem Ergebnis der Leistung.
Die Kehrseite der Medaille: Teure Irrtümer und verpasste Chancen
Die Kosten dieser falschen Annahme sind enorm und, wie ich feststellen konnte, global signifikant: 105 Milliarden Dollar Kosten wurden im Jahr 2024 weltweit durch Unwissenheit in Führung verursacht. Dies geschieht immer dann, wenn ein Mitarbeiter die Führungskraft verlässt und nicht das Unternehmen selbst. Die Kosten für die Wiederbeschaffung eines Mitarbeiters, den Aufbau von Wissen und die erneute Implementierung im Unternehmen sind für mich ein klares Indiz dafür, dass dieser Ansatz nicht nachhaltig ist.
Zudem können die negativen Auswirkungen weitreichend sein:
- Fehlende Innovation: Wenn der Fokus ausschließlich auf messbarer Leistung liegt, werden oft kreative Prozesse und das Eingehen von Risiken unterdrückt. Fehler werden gefürchtet, anstatt als Lernchancen begriffen.
- Gestörte Teamdynamik: Es gibt immer Überperformer in einem Team. Das ist auch solange gut, wie er oder sie nicht der alleinige Maßstab ist. Genau da ziehe ich die Grenze. Diese "Überperformer" können den Rest des Teams entmutigen und zu internem Wettbewerb statt Zusammenarbeit führen. Dies kann die psychologische Sicherheit untergraben und zu einem Bruch im Team führen.
- Wirtschaftliche Konsequenzen: Langfristig leidet die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens, wenn Innovationen ausbleiben, die Mitarbeiterfluktuation steigt und das Engagement sinkt.
Wo Leistungsführung Sinn ergeben kann.
Dennoch gibt es Kontexte, in denen Leistungsführung positive Effekte haben kann. Ich sehe Teams und Gruppen beim Militär (z.B. SEAL Teams), in Mannschaftssportarten oder auch in der Formel 1, wo Hochleistungsteams durch den Leistungsanspruch geführt werden können, wenn nicht sogar müssen. In diesen Umfeldern kann der "Überperformer" sogar als Inspiration und Unterstützung für andere dienen, wenn eine feste Leistungskultur etabliert ist, die ein gegenseitiges Geben und Nehmen fördert. Unterstützend wirkt hier eine feste Leistungskultur, wobei Überperformer den anderen eine Unterstützung sein können oder an anderen Projekten arbeiten können, was sich positiv auf das Unternehmen auswirken wird. Der Schlüssel liegt jedoch darin, dass dies nicht der alleinige Führungsansatz ist, sondern Teil einer breiteren Strategie.
Führung durch Leadership Excellence: Der Mensch im Mittelpunkt
Im Gegensatz dazu steht für mich die Führung durch Leadership Excellence. Hier geht es nicht nur darum, Ziele zu erreichen, sondern vor allem darum, Menschen zu befähigen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der weit über reine Ergebnisorientierung hinausgeht.
Die Säulen der Leadership Excellence
Für mich definieren sich Leadership Excellence durch folgende Faktoren:
- Klare Visionen: Eine exzellente Führungskraft gibt einen klaren Leitfaden, eine Vision vor, an der sich jeder im Unternehmen oder Team orientieren kann. Diese Vision ist der Kompass für die gemeinsame Reise.
- Inspiration & Motivation: Es ist die Fähigkeit, Mitarbeiter zu inspirieren und somit intrinsische Motivation zu erzeugen, ihr Bestes zu geben. Dies geht über Anweisungen hinaus und erzeugt Begeisterung.
- Kommunikation auf Augenhöhe & Psychologische Sicherheit: Eine starke, authentische Kommunikation und das Schaffen von psychologischer Sicherheit sind essenziell. Sie fördern Vertrauen und Empathie, indem Mitarbeiter sich trauen, Meinungen zu äußern und Fehler zu machen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
- Individuelle Förderung: Das Erkennen und Fördern individueller Stärken der Mitarbeitenden sowie das Anbieten von Entwicklungsmöglichkeiten stärkt nicht nur das Team, sondern auch das Individuum.
- Authentizität, Ehrlichkeit & Konsequenz: Eine exzellente Führungskraft ist authentisch, ehrlich und konsequent in ihrem Handeln. Dies schafft Vertrauen in das eigene Tun und Handeln, denn wie ich feststelle: "Menschen folgen Menschen!"
- Agile Haltung & Innovationsförderung: In Zeiten von schnellen Veränderungen wie Markteinbrüchen oder Pandemien ist eine agile Haltung unerlässlich. Sie ermöglicht es, flexibel auf neue Gegebenheiten zu reagieren und Innovationen zu fördern, anstatt daran zu scheitern.
Messung von Excellence: Mehr als nur Zahlen
Während Leistung oft quantitativ messbar ist, erfordert die Messung von Leadership Excellence für mich einen differenzierteren Ansatz. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um die qualitativen Auswirkungen auf das Team und die Organisation. Dies kann durch Mitarbeiter-Engagement-Umfragen, Fluktuationsraten, Innovationsquoten und natürlich auch durch 360-Grad-Feedback-Prozesse erfolgen, die die Wahrnehmung der Führungskraft durch Kollegen, Vorgesetzte und Mitarbeiter erfassen. Letztlich zeigt sich Exzellenz für mich in einer positiven Unternehmenskultur, einem hohen Maß an Mitarbeiterbindung und einer dauerhaften Leistungsfähigkeit.
Der entscheidende Unterschied: Vom "Was" zum "Wie"
Es gibt zwar Überschneidungen – ich sehe, dass beide Ansätze das Führen durch Vorleben betonen. Doch während "Führen durch Leistung" sich primär auf das "Was" konzentriert (welche Ergebnisse müssen erzielt werden?), geht "Leadership Excellence" auf das "Wie" ein (wie werden diese Ergebnisse mit und durch Menschen erzielt?). Leadership Excellence ist für mich der umfassendere Ansatz, der die "weichen Faktoren" in den Vordergrund rückt, um eine inspirierende Vision zu schaffen und eine positive, nachhaltige Kultur zu prägen.
Der Wandel zur Leadership Excellence: Herausforderungen und erste Schritte
Der Übergang von einem reinen Leistungsansatz zu Leadership Excellence ist nicht ohne Herausforderungen. Organisationen und ich als individuelle Führungskraft müssen lernen, Vertrauen zu entwickeln, dass andere ebenfalls erfolgreich sein können, und Verantwortung zu delegieren. Mein Hauptaugenmerk liegt dann in der Kommunikation und den Soft Skills.
Hat sich das Unternehmen oder Team dafür entschieden, sich dem Ansatz von Leadership Excellence zu verpflichten, so sollten die folgenden Punkte als erstes hinterfragt und geklärt werden:
- Selbstreflexion: Die eigenen Stärken und Schwächen herausfinden.
- Gezielte Entwicklung von Soft Skills: Die gezielte Entwicklung von Soft Skills wie Empathie, Kommunikation und emotionaler Intelligenz. Diese sind der Schlüssel zum Aufbau von Beziehungen und Vertrauen.
- Regelmäßiges Feedback: Regelmäßiges Feedback von Kollegen und Mitarbeitenden einholen und daraus lernen. Dies fördert Selbstbewusstsein und Anpassungsfähigkeit.
- Mentoring: Sich Mentoren suchen, die schon das erreicht haben und dort sind, wo ich selbst hin möchte.
- Lebenslanges Lernen: Das lebenslange Lernen, um eine inspirierende und leistungsfähige Führungskraft zu sein.
Was ist der Kern des Artikels: Warum Leadership Excellence die Zukunft ist
Meine persönliche Botschaft und Philosophie ist klar: Es ist jedem möglich, eine Führungskraft mit Tiefe und Haltung zu sein, wenn die Arbeit dafür getan werden möchte.
In der neuen Arbeitswelt, in der wir mittendrin sind, ist eine reine Führung durch Leistung nicht mehr zeitgemäß. Die Menschen verlangen nach Wertschätzung, Entwicklungsmöglichkeiten und kultur-starken Umfeldern. Ich selbst habe schon mehrfach gekündigt, weil Unternehmen nicht innovativ genug waren, keine Wertschätzung entgegengebracht wurde oder schlicht die Firmenkultur zu toxisch war.
Leadership Excellence ist der Weg, der nicht nur wirtschaftlichen Erfolg sichert, sondern auch eine Unternehmenskultur schafft, in der sich Mitarbeiter engagiert und verbunden fühlen. Es ist der Weg zu nachhaltigem Wachstum und einer Zukunft, in der Menschen gerne arbeiten und ihr Bestes geben.